Das Osterfest steht bekanntermaßen für Eiersuche, Neuanfang und Hoffnung. Passenderweise flatterte mir am vergangenen, verlängerten Wochenende ein Hoffnungsschimmer als unverhoffte Veröffentlichung entgegen. Denn im Fahrwasser der großangelegten Star Wars Celebration Japan hat Ubisoft nicht nur den DLC A Pirate’s Fortune vorgestellt, sondern auch eine spielbare Demo zu Star Wars Outlaws rausgehauen.
Bedenkt man, dass die Open World von Outlaws bereits im August letzten Jahres seinen Release feierte, ein gefühlt verspäteter Marketing-Schachzug. Auch ist mir seinerzeit nicht entgangen, wie zwiespältig bis mittelprächtig die Weltraumabenteuer von Kay Vess von Presse und Spieler*innenschaft aufgenommen wurden. Aber einem geschenkten Sarlacc schaut man bekanntlich nicht in den mit Tentakeln gepflasterten Schlund … oder so – weshalb ich mich prompt mit Hyperantrieb in die Probierversion geschmissen habe.
Ein Hauch Wüstenstaub aus der Galaxis – erste Schritte
Beim Aufrufen der Steam-Seite folgte direkt der Rezensions-Schock, denn die insgesamt „größtenteils negativen“ Besprechungen beim Demo-Eintrag stapeln sich (bis heute). Die Kritik reicht von „Funktioniert nicht auf dem Steam-Deck“ (tangiert mich nicht), häufigen Abstürzen und Bugs (sind mir noch keine begegnet), Cutscene-Cringe (ich mag Cringe-Kultur) bis hin zu der Tatsache, dass es nicht Jedi Survivor ist (was korrekt ist).
Trotz dieses regelrechten Machtschubs an Negativität, habe ich mir kurzentschlossen die 30 Gigabyte auf die Festplatte gewuchtet – und war bereits während der ersten Sekunden schockverliebt. Das virtuelle Wiedersehen mit dem Wüstenplaneten Tatooine und dem bunt bevölkertem Mos Eisley hatte mich sofort am Nostalgie-Nerv gepackt. Aber sollte dieser positive Ersteindruck über die gesamten drei Stunden der Demo tragen? Sollte und tat er. Zugleich kann ich einige der häufig hervorgebrachten Kritikpunkte jetzt selber nachvollziehen.

Beispielsweise während der ersten Sekunden fliege ich mit dem Trailblazer-Raumschiff auf den Planeten Tatooine zu – und werde beim Eindringen in die Atmosphäre länger von einer als Wolkendecke getarnten Ladezeit umfangen, als das gewollt sein kann. Was aber zu keinem geringen Teil daran liegen mag, dass mein Arbeitsspeicher von 12 Gigabyte RAM die Mindestanforderung unterbietet. Diese gibt 16 GB RAM vor. Dafür werde ich, trotz meines schwachbrüstigen Arbeitsspeichers, auf Tatooine selbst von keinerlei Ladezeiten mehr malträtiert – dringe stattdessen vollends in den Sternenkrieg-Kosmos.
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Die Nostalgie ist stark mit Outlaws
Star Wars Outlaws holt mich genau dort ab, wo meine Liebe für den Krieg der Sterne über die Jahre eingerostet ist. Der staubtrocken frotzelnde Androide ND-5? Erinnert mich angenehm an K-2SO aus Rogue One. Heldin Kay Vess schummelt sich durch jede noch so aussichtslose Situation, wie es Han Solo nicht besser gelungen wäre? Gefällt mir sehr. Und ja, auch das erste Blastergefecht mit Sheriff Quint Cresadde, mitsamt stilecht nach Western-Art inszenierten Zwischensequenzen, erinnert mich daran, dass sich ein George Lucas einst an einem Film wie The Searchers (1956) bedient hat.

Zuletzt, nun ja, gegen den Kuscheltierfaktor von Spacekatze Nix kann auch kein Porg oder Ewok anstinken. Und spielerisch? Ich mag Games, bei denen heimliches Vorgehen im Vordergrund steht – und der Spieler*innencharakter im schattigen Hintergrund untertaucht.
Egal, ob mit Meisterdieb Garrett in Thief: The Dark Project, Killermaschine Agent 47 aus der Hitman-Reihe oder Meuchelmörder*innen aus den Assassin’s Creed-Abenteuern: Irgendwo schleichenderweise reinschlüpfen, Diebesgut einkassieren oder Sabotageaktionen durchführen, dann – bestenfalls genauso unsichtbar wie beim Eindringen – wieder abzuschwirren, übt einen unverwechselbaren Gameplay-Reiz auf mich aus.
Outlaws übrigens auch musikalisch eine Wucht – dank Komponist Wilbert Roget II:
Denn mit solchen Schleichereien bespielt mich Star Wars Outlaws dankenswerterweise während der ersten paar Spielstunden en masse, egal, ob auf dem Tutorial-Planeten Cantonica, oder dem mit weiten Steppen und beeindruckenden Felsformationen gepflasterten Planeten Toshara. Aber auch die Feuergefechte mit Kays Blaster, Scharfschützengewehr oder Raketenwerfer, haben ordentlich Wumms – wenn Sturmtruppler oder Bandenmitglieder nach einer Granatenexplosion wie buntes Konfetti durch irgendeinen Raumschiffhangar wirbeln. Habe ich letztlich also für die Vollversion in den Geldbeutel gegriffen?
Star Wars Outlaws für den inneren Sparfuchs
Ihr erahnt längst: Ich habe mich von der Demo bezirzen lassen, bin in die Vollversion von Star Wars Outlaws eingestiegen. Der dreistellige Kaufpreis für den über ein halbes Jahr alten Titel hat mich aber erstmal abgeschreckt … 110 Credits, ähm, Euro auf die virtuelle Ladentheke schmettern, damit mir die Gold Edition von Star Wars Outlaws den Season Pass mit den beiden DLCs mitliefert? Wollte mich Jabba the Hutt etwa persönlich bei einer Partie Sabacc abziehen?

Nennt mich geizig, aber auch die 70 Euro für die Standard Edition waren mir, trotz meiner Euphorie nach der Demo, zu viel Knete für ein Spiel, von dem ich trotzdem nicht mit abschließender Sicherheit sagen konnte, ob ich nicht doch nach wenigen Stunden aussteigen würde. Erfreulicherweise landete ich – das ist keine Eigenwerbung, sondern die Wahrheit – bei einem hilfreichen Artikel von Kollege Sören zu Star Wars Outlaws, der mich aufgeklärt hat: Für die Premium-Version von Ubisoft+ löhne ich 17,99 Euro monatlich.
Ich rechne also mal vor: Wenn ich bei einer entschleunigten Spielart schätzungsweise nicht unter 50 Stunden in Outlaws werde reinbuttern müssen, bis der Abspann über den Bildschirm flimmert? Brauche ich realistisch geschätzt höchstens drei Monate dafür. Dann hätte ich am Ende 54 Abo-Euro investiert – und falls mich Star Wars Outlaws wider Erwarten zwischenzeitlich doch anödet, kündige ich schlicht das Abo. Bin ich also komplett zufrieden mit meiner Entscheidung? Na, sagen wir, nahezu …
Diese Grafikkarte gehört in die Rente
Ich weiß, Gamer-Blasphemie, aber ich nutze einen Cloud-Anbieter fürs Gaming. Der von mir genutzte Rechner erleidet mit der verbauten GeForce GTX 1080 an den ganzen, todschicken Raytracing-Effekten in Outlaws regelmäßig Schweißausbrüche. Und sobald üppig ausstaffierte Weitsicht auf Tashara auf das dichte Gewusel in Mirogana trifft, knickt die Framerate merklich ab. Daher kann ich jenem Teil der Spieler*innenschaft mit suboptimaler Hardware nachfühlen, welche die Performance bekritteln.

Ich hoffe, das Cloud Computing-Upgrade zu einer GeForce RTX 4060 bringt das erhofften Fünkchen mehr an Framerate (auch, wenn ich das nach einer ersten Recherche bezweifle). Aber egal, ob butterweich flutschend oder von Framerate-Tälern durchzogen – Star Wars Outlaws holt mich erstmal mit der richtigen Mixtur aus Nostalgie, Action-Adventure-Gameplay und Open World-Erkundungsdrang ab. Apropos Sternenkrieg: Eines der besten Star Wars-Spiele bekommt jetzt eine Fortsetzung.
Quellen: Steam / Ubisoft, YouTube / Wilbert Roget II