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Diese „Hommage an Resident Evil“ ist ein überraschender Grusel-Geheimtipp – aber nicht für alle Spieler

Horrorspiele hin, Horrorspiele her – wer ist die beste Retro-Gruselei im PSX-Land? Die Antwort: Könnte Phase Zero lauten.

Eine Bildmontage zu Resident Evil.
© Capcom / Sony / SPINA Studio, Adobe Photoshop [M]

Diese Highlights erwarten euch im Juni 2025!

Als in den 90er-Jahren aufgewachsener Gamer bin ich ja einiges gewohnt. Während sich Spieler*innen jüngeren Semesters dieser Tage an komfortablen Schnellreise-Funktionen ergötzen, mit Hilfesystemen regelrecht überschüttet werden, oder via Cross-Progression plattformübergreifend abspeichern, wurde unsereins mit brüllender Distanz zwischen zwei Speicherkristallen gequält – weiter voneinander entfernt als Bethesda-Spiele vor Bug-Freiheit. Aber was zum Henker hat das mit Horrorspielen zu tun?

Nun, wer auf Steam in die Demo zu Phase Zero reinklickt, erlebt einen veritablen Rückfall auf Survival-Horrorspiele, wie sie einst für die PlayStation 1 auf CDs gepresst wurden. Anders formuliert: Der kommende Third-Person-Shooter aus dem Hause SPINA Studio schwitzt aus jeder Pore Resident Evil-DNA. Vom Titelbildschirm, wo eine sonor-saftige Stimme den Spielenamen aufsagt, bis hin zur bockigen Panzersteuerung. Warum solltet ihr euch im Jahr 2025 also einen solchen Anachronismus antun?

Leben und Sterben (und Backtracking) im Horrorspiel Phase Zero

Eins ist sonnenklar: Phase Zero richtet sich an eine spitze Zielgruppe. Wer nicht gerade mit aschfahlem PS1-Controller in den schwitzigen Pranken aufgewachsen ist, oder mit sperrigsten Tank Controls, an der oder dem geht der (nach gammeligem Zombie-Fleisch müffelnde) Charme eines Phase Zero vorbei. Alle anderen an Oldschool-Survival-Horror der 1990er-Jahre geschulten Gamer*innen werden Phase Zero feiern – so wie ich. Gegruselt habe ich mich also durch diese am 26. Mai veröffentlichte Steam-Demo. Doch welchen erzählerischen Fächer spannt Phase Zero nun auf?

Als eine „Hommage an Resident Evil“ wird die Demo auf Steam umschrieben:

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Die Demo zu Phase Zero wirft mich, ohne viel Aufhebens zu machen, direkt ins Geschehen. Als Techniker Guy – der wirklich so heißt, nicht einfach nur irgendein „Typ“ ist – hechte ich zuerst über den Flur eines Krankenhauses, während von links und rechts und überhaupt die lebenden Untoten herbeischlurfen. Der angeschlagen aussehende Guy – immerhin trägt er eine um den Kopf gewickelte Mullbinde und einen Patienten-Kittel – sieht nur einen Ausweg: durch das Fenster auf den schmalen Fenstersims.

Dort geht’s, mit dem Rücken gegen die Gebäudemauer gelehnt, Schritt für Schritt weiter – während zwei Stockwerke tiefer nasskalter Asphalt zum freien Fall einlädt. Nachdem ich durchs nächste, offenstehende Fenster geschlüpft bin, dem ersten Zombie die Zwiebel weggewämst habe, stelle ich fest: Die Steuerung geht vergleichsweise einfach von der Hand.

Lesetipp: Resident Evil-Fans aufgepasst: Dieser Survival-Horror kommt im PlayStation 1-Look

Pixel für Pixel ein Retro-Horrorspiel

Die Bewegung im dreidimensionalen Raum erfolgt über WASD – wie sollte es anders sein? Dabei funktioniert die Vorwärtsbewegung des Protagonisten, auch das ist Genre-typische erwartbar, stets über die W-Taste, beziehungsweise in den Rückwärtsgang geht’s über die S-Taste. Über A- und D-Tasten dreht sich Guy hingegen um die eigene Achse, so wie sich das für eine amtliche Panzersteuerung gehört. Hingegen so simpel das Gunplay von Phase Zero ist, sosehr ging es mir flott-fetzig vom Mauszeiger.

Ein Screenshot aus Phase Zero.
J.D., Doktor Cox oder gar Dr. House sind längst aus diesem Krankenhaus getürmt – oder schlurfen jetzt zombifiziert über Auslegeware. Credit: SPINA Studio / 4P Screenshot

Denn bei gedrückter, rechter Maustaste wird bei ausgerüstetem Meuchelpuffer anvisiert (in der Demo ist das Arsenal auf die beiden Standards Pistole und Schrottflinte limitiert). Der Schuss erfolgt dann – Krawumm! – mit rechter Maustaste. Scheppert dieser aus der Schrotflinte, vertragen die übellaunigen Wiedergänger maximal zwei Schrotladungen – lassen es sich aber nicht nehmen, sich in bester Zombie-Manier wenige Sekunden später wieder in die Vertikale zu hieven.

Auch die Rätsel-Portiönchen mundenten mir. Beispielsweise dann, wenn ich als Guy an eine für das Öffnen einer Tür benötigte Kurbel herangekommen muss – die sich leider im Körper des Hausmeisters befindet. Richtig gelesen. Der Facility Manager hat sich aufgrund mutantischer Verwirbelungen zu einem gallertartigen Blob gewandelt, erinnert im äußeren Erscheinungsbild an einen Berg Schweinemett – das Menschliche ist ihm abhandengekommen.

Ein Screenshot aus Phase Zero.
Sieht aus wie eine Schaufel gemischtes Hack, war aber mal der Reinmachermann der Einrichtung. Credit: SPINA Studio / 4P Screenshot

Der Gute liegt auf einer rollbaren Pritsche. Diese geht ungünstigerweise eine der vier Rollen ab, die ich mit ein wenig Aufmerksamkeit wenige Räume weiter einsammele – die jetzt reparierte Pritsche in einen Kernspintomografen rolle, solange an den Geräteregeln fuhrwerke, bis Hausmeister-Puddingmasse blutig zerspratzt. Die Kurbel kann jetzt abgeholt werden. So weit, so Genre-typisch. Doch auch erzählerisch setzt Phase Zero auf solide Survival-Horror-Hausmannskost

Suspense, Spannung und erzählerische Überraschungen

Während seiner gerade mal halben Stunde Spielzeit, stößt die Demo zu diesem Horrorspiel gleich mehrere Fragen an – für deren Antworten ich nur zu gerne die Vollversion bei Release anschmeißen werde. Aus dem Kellergeschoss des Krankenhauses versucht mich ein Zeitgenosse im quietscheentchengelben Schutzanzug zu kontakten. Wer ist der Dulli im Hazmat Suit – und kann er Guy weiterhelfen? Dann sind da die ausgehöhlten Leichen, welche auf die übelste Art an mit Luft gefüllte Weihnachtsnikoläuse erinnern. Über die stolpert Guy während der letzten paar Minuten – und entkommt schließlich sogar dem Spital.

Ein Screenshot aus Phase Zero.
Schnitt für Schnitt führt uns das Ende in die Draufsicht auf Flint Peak Hospital – ein Schelm, wer da an Hitchcock’s Die Vögel denkt. Credit: SPINA Studio / 4P Screenshot

Als Guy marschiere ich also während der letzten Sekunden hinaus aus dem Krankenhaus, hinein ins Städtchen Flint Peak. Die Wege sind gepflastert von Zombies. Überall liegen geschrottete Fahrzeuge. Die schreiende Stille ringsherum wird unerträglich – während die (natürlich feste) Kamera immer weiter hinausfliegt. Irgendwann blicke ich auf Guy aus der Vogelperspektive – und erkenne: Das Krankenhaus war erst der Anfang dieses Abenteuers.

Ich bin gespannt, welche Retro-Schrecken der Full Release dieser Horrorspiel-Perle bereithält – wenn mir nicht vorher die Resident Evil-Alternative Heartworm eine Gänsehaut beschert.

Quellen: Steam / SPINA  Studio, SUPERHOT PRESENTS, Dozenbeer