Eine grandiose Mischung
Als großer Danganronpa-Fan und jemand, der Strategiespielen nicht grundsätzlich abgeneigt ist (Fire Emblem und Mario + Rabbids konnten mich jedenfalls begeistern), hat die Mischung auf jeden Fall schnell gezündet, weil sie sich hervorragend ergänzt: Die Kämpfe sind zwar nicht unbedingt fordernd, aber immer noch sehr unterhaltsam und die Entwickler*innen hatten einige Ideen, die für etwas Abwechslung sorgen. Vor allem aber kommen die Kämpfe immer dann, wenn ich vom Lesen mal eine Pause brauche.
Für einen optischen Eindruck schaut ihr einfach den Trailer, für einen spielerischen zockt ihr die kostenlose Demo:
Denn natürlich ist The Hundred Line extrem textlastig: Alle 100 Enden sind länger als 60 Romane und auch, wenn ihr nur einen Bruchteil davon erleben wollt, solltet ihr euch auf intensive Lese-Sessions gefasst machen. Bedauerlicherweise nur auf Englisch, was zwar schade, angesichts der Textmasse und des Studio-Budgets aber irgendwie auch nachvollziehbar ist. Die gelegentlich zum Einsatz kommende Sprachausgabe ist derweil auf Englisch und Japanisch verfügbar.
Ein Strategiespiel mit 100 Enden – und das soll funktionieren?
Jetzt aber noch zum großen USP dieses ungewöhnlichen Strategiespiels: Den 100 Enden. Seid ihr bereits an The Hundred Line interessiert und wollt wirklich gar nichts über die Spielstruktur wissen, könnt ihr an dieser Stelle getrost aussteigen. Alle anderen bekommen aber noch eine kleine Erklärung geboten, denn derart viele potenzielle Schicksale klingen erst einmal nach ziemlich viel Getrickse und Enttäuschung.

Einmal falsch abgebogen, schon landet man in einer Fallgrube voller Stacheln, wie bei einem Choose-Your-Own-Adventure-Buch: Derart lahme Enden, die noch dazu den vorzeitigen Tod bedeuten, sucht ihr in The Hundred Line vergebens oder höchstens mit der Lupe. Stattdessen führt jede Entscheidung zu einer neuen Route oder zumindest einem neuen Zweig darauf: Die Geschichte verändert sich, andere Charaktere sterben oder bleiben am Leben, neue Erkenntnisse tun sich auf und frische Überraschungen erwarten euch.
Besonders spannend ist dabei, dass sich die Entwickler*innen mehrere Szenarien überlegt haben. Eine erneute, kleine Spoiler-Warnung, weil nun ein paar Details zur Veranschaulichung folgen. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, werdet ihr beispielsweise mit einem unbekannten Killer konfrontiert, müsst gemeinsam mit den anderen Teammitgliedern ein riesiges Mysterium lösen oder an einem Killing Game wie in Danganronpa teinehmen.

So erfindet sich The Hundred Line immer wieder neu und lässt euch Szenario-übergreifend Hinweise finden, die euch dann woanders weiterhelfen oder sogar für die Progression nötig sind. Ein unverschämt gutes und verzweigtes Story-Konstrukt, bei dem ihr nie genau wisst, was euch als nächstes erwartet.
Nach knapp 50 Stunden bin ich jedenfalls noch weit davon entfernt, alle Enden gesehen zu haben und kann es beim Schreiben dieser Zeilen kaum erwarten, wieder vor der Switch zu sitzen. Und bin vielleicht noch damit beschäftigt, bis Paradox sein nächstes großes Strategiespiel auf den Markt bringt.
Quelle: Bluesky /@kazkodaka.bsky.social, YouTube /XSEED Games