Im Jahr 2000 war die Videospielwelt noch eine andere. Die Grafik war aus heutiger Sicht reichlich altbacken, Spiele erschienen noch auf Modulen und CD-Roms, und für Multiplayer-Erfahrungen mussten wir unsere PC-Tower auf LAN-Partys schleppen. Allerdings erschienen in diesem Jahr auch Spiele renommierter Reihen, die auch heute noch glühende Fans haben und zu absoluten Klassikern wurden, so zum Beispiel Final Fantasy 9, Diablo 2, Persona 2 oder Paper Mario – und auch ein neues Zelda-Spiel.
Auch Fans der beliebten Reihe durften nämlich auf dem Nintendo 64 ein neues Abenteuer genießen. In Majora’s Mask schlüpften wir zum sechsten Mal in die grüne Rüstung von Link, mussten das fremdartige Reich Termina vor einer Apokalypse retten. Vergangenes Wochenende feierte das Spiel seinen 25. Geburtstag und wir schauen einmal darauf, was es damals – und auch heute noch – so besonders machte.
The Legend of Zelda: Majora’s Mask – Ein schweres Erbe
The Legend of Zelda: Majora’s Mask hatte eine schwere Bürde zu tragen, war es doch der direkte Nachfolger von Ocarina of Time, das weniger als eineinhalb Jahre vorher erschienen war und nicht nur Franchise-Fans in Jubelarien verfallen ließ. Dem Spiel merkte man die geringe Entwicklungszeit in manchen Punkten an; die Spielwelt war kleiner als in Ocarina of Time und fast alle Charaktermodelle aus dem Vorgänger wurden recycelt.
Das war allerdings gar nicht weiter schlimm: Der zeitliche Umfang kam, dank der komplexen Dungeons und den vielen Aufgaben zwischen diesen, fast an den von Ocarina of Time heran. Die „wiederkehrenden“ Charaktere gaben etwas Vertrautes und ließen das traumartige Termina wirken wie eine Parallelwelt. Auch die Spielmechaniken und ein Großteil der Items wurden aus dem Vorgänger übernommen, sodass insbesondere Kenner*innen nicht viel Eingewöhnungszeit brauchten.
Seht hier den Trailer zu The Legend of Zelda: Majora’s Mask:
Ich erinnere mich noch, wie ich damals Majora’s Mask fast zu Release kaufte – was mir im Teenager-Alter doch eine finanzielle Kraftanstrengung abnötigte – und gespannt loslegte; erinnere mich an diese fremdartige Welt, die Link zu Beginn in wehr- und ahnungsloser Deku-Gestalt betritt und mir ein geschäftiges Treiben in einer verwinkelten Stadt, zunächst aber wenig Handlungsmöglichkeiten präsentierte.
Ich erinnere mich aber auch, dass ich damals zunächst von Majora’s Mask enttäuscht war, konnte es sich doch mit dem Vorgänger, dessen Eindrücke bei mir noch relativ frisch waren, nicht messen – wie die Zeit und Jahrzehnte jedoch zeigen sollten, konnte diese Faszination, Überraschung und das Gefühl der Neuartigkeit nie wieder ein Zelda-Spiel bei mir hervorrufen. Nicht umsonst gilt Ocarina of Time bei den meisten Zelda-Fans nach wie vor als der beste Serienteil.
Mit 24 Masken durch die Zeit
Dennoch konnte Majora’s Mask einige Spielmechaniken einführen, die neu waren und dem sechsten Abenteuer des Helden Link auch heute noch einen besonderen Stellenwert geben. Zunächst einmal dreht sich im Spiel alles um Masken. In Ocarina of Time eingeführt, waren sie dort als Tauschgegenstand eher Teil einer Nebenquest; im Nachfolger sind die 24 Exemplare ein zentrales Element.
Einige von ihnen sind nur dafür gut, um in einer bestimmten Situation an ein Herzteil zu gelangen, andere jedoch haben einen permanenten Effekt: die Hasenohren lassen Link schneller laufen, die Felsen-Maske macht ihn für viele Gegner unsichtbar und die Ka-Bumm-Maske kann er wie eine Bombe zur Explosion bringen.

Einen besonderen Platz nehmen die Deku-Schale, Goronen-Haut sowie Zora-Schuppen ein, dank denen sich Link in die entsprechenden Wesen verwandeln kann. So stehen ihm einzigartige Fähigkeiten dieser Rassen zur Verfügung, die nicht zuletzt in den Dungeons unverzichtbar sind; auch ruft er in anderer Gestalt verschiedene Reaktionen bei Bewohner*innen Terminas hervor.
Der zweite große Dreh- und Angelpunkt in Majora’s Mask ist wieder einmal die Zeit: Diese könnt (und werdet) ihr nämlich zurückdrehen, verlangsamen oder überspringen. Vor allem stehen aber die drei Ingame-Tage (circa 72 Echtzeit-Minuten) im Fokus, während denen der Mond unaufhörlich näher kommt und das Land Termina zu vernichten droht. Dank der magischen Kräfte der Okarina der Zeit könnt ihr aber an den Beginn des ersten Tags zurückreisen. Zum Glück bleiben euch Items erhalten, auch eure Rubine könnt ihr auf die Bank bringen und in der Welt Schnellreisepunkte freischalten.
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Viel Unruh(e) und eine drohende Apokalypse
Einer der auch heute noch größten Stärken des Spiels ist die Stimmung: Die Bewohner*innen der zentralen Unruh-Stadt (ein tolles Wortspiel, dass sich mir auch erst viel später offenlegte) sind in Aufregung, weil der Karneval der Zeit bevorsteht und noch viel vorbereitet werden muss. Nur wenige bemerken, dass der unheilvolle Mond herunterzustürzen scheint.
Gleichzeitig haben andere Einwohner*innen ihre ganz eigenen Sorgen; wie die Schwestern Marilla und Judo, die die Choreografie eines schwierigen Tanzes üben; der Hauptmann Viscen, der sich über die Sicherheit während des Festes sorgt; oder die Hotelmitarbeiterin Anju, die ihren Verlobten Kafei vermisst.

Den meisten der Charaktere könnt ihr früher oder später helfen; dabei ist euch das Notizbuch der Bomber sehr nützlich, in dem ihr Bedürfnisse der Menschen oder Beobachtungen zu bestimmten Zeitpunkten eintragt. Nach und nach entfaltet sich euch, wann ihr an welchem Ort zugegen sein solltet, um ein Rätsel zu lösen. Besonders Kafei’s Quest ist dabei so angelegt, dass ihr deren Hinweisen über die gesamten drei Tage folgt und erst im letzten Moment absolvieren könnt.
Zwischendrin schlägt Majora‘s Mask auch immer wieder ernste, düstere und fast bedrückende Töne an, wie es in der Reihe wohl sonst nur Twilight Princess tut. Der Tod ist ein wiederkehrendes Thema: Ihr begegnet dem Geist des Goronen Darmani oder den im Sterben liegenden Zora Mikau, deren Erscheinung ihr mit den entsprechenden Masken übernehmt und deren Wünsche ihr, neben euren eigenen Zielen, erfüllen sollt. Schaurig wird es auch in den Gräbern von Ikana und bei dem Alien-Angriff auf die Romani-Farm.
Hals über Kopf im Felsenturm-Tempel
Die Dungeons sind nicht das Prunkstück dieses Serienteils, werden von Fans häufig als zu groß und verworren bezeichnet. Dafür existieren nur vier Stück von ihnen, dazwischen gibt es aber jeweils eine Menge zu tun. Ihr deckt weitere Teile der Karte auf, trefft auf neue Völker und Charaktere, durchquert Mini-Dungeons und bekommt neue Ausrüstungsgegenstände.
Zumindest jedoch das vierte Labyrinth, der Felsenturm-Tempel, dürfte einem in besonderer Erinnerung bleiben und verdient eine besondere Erwähnung: Dieses dreht sich nämlich nach der Hälfte auf den Kopf, sodass ihr fortan den Weg an der Decke fortsetzt – inklusive rückwärts laufender Musik. Auch der Bosskampf gegen die gigantischen Wüstenwürmer Twinmold gehört zu einem Highlight der Zelda-Geschichte.
Mehr als in jedem Zelda-Spiel zuvor stehen Nebenhandlungen im Fokus, sodass ihr gerne auch mal einen „Run“ aus den drei Tagen absolviert, in dem ihr gar nicht die Hauptstory voranbringen, sondern die Geheimnisse um die Bewohner*innen von Termina untersuchen wollt. Daneben beschäftigen euch Aufgaben wie die Jagd nach den Besitzurkunden der Deku-Händler, die Suche nach den 20 versteckten Feen in jedem Dungeon und natürlich die Masken, die ihr sammeln könnt – denn nur, wenn ihr alle zusammen habt, bekommt ihr zum Schluss die mächtigste aller Masken.
Traumwelt Termina macht Legend of Zelda: Majora’s Mask zum Klassiker
The Legend of Zelda: Majora’s Mask ist ein ungewöhnlicher Teil der Reihe, sowohl von seiner Atmosphäre als auch seinem Aufbau her. Die Tatsache, dass weder Zelda noch Ganondorf eine Rolle spielen und das Setting nicht in Hyrule stattfindet, lässt die Handlung umso mehr wie ein Traum à la Link’s Awakening wirken.
Unter Fans hat Majora’s Mask einen sehr hohen Stellenwert und gilt aufgrund seiner Präsentation und Andersartigkeit als äußerst gelungen. Wer das Spiel heute noch spielen möchte, hat auf der Switch mit dem Nintendo Online Expansion Pack die Gelegenheit dazu; wer einen Nintendo 3DS besitzt, kann darauf auch das Majora’s Mask 3D-Remaster spielen, das 2015 erschien. Wenn ihr wissen wollt, wo sich das Spiel in unserer Top 10 der besten Zelda-Spiele eingereiht hat, schaut gerne hier vorbei.
Quelle: YouTube / Nintendo of America