Drew Karpyshyn, ein ehemaliger Autor von BioWare (Jade Empire, Mass Effect, Mass Effect 2, Star Wars: Knights of the Old Republic), sprach im Inner Circle Podcast nicht nur über seine Arbeit in dem Studio und die Mass-Effect-Trilogie, sondern versuchte ebenfalls darzulegen, dass eine steigende Grafikqualität in Spielen auch einen Einfluss auf die Geschichte bzw. die möglichen Entscheidungen innerhalb einer Story haben würde.
Er ist der Ansicht, dass generell zu viele Ressourcen bzw. zu viel Geld in die technischen Aspekte und die Grafik eines Spiels fließen würde. „Damals“ hatten ca. 60 Leute bei BioWare an Star Wars: Knights of the Old Republic gearbeitet. Heute müsse man Hunderte von Leuten bezahlen, was dazu führt, dass Inhalte und mögliche Verzweigungen oder die Entscheidungsfreiheit der Spieler reduziert werden. Es würde auch deswegen immer weniger kleine, liebevolle Details in den Spielen geben.
„Die Spiele sehen zwar toll aus, aber es gibt für den Autor immer weniger Möglichkeiten“, resümiert Karpyshyn. Zur besseren Illustration führt er ein Beispiel aus Baldur’s Gate 2 an. An einer Stelle in dem Rollenspiel gibt es zwei Optionen, wie man von einer Insel flüchten kann. Je nach Entscheidung entfaltet sich ein komplett neuer Story-Strang, den man bei der anderen Option niemals erlebt hätte. Solche Dinge könnte man laut Karpyshyn heutzutage nicht mehr machen, weil die Produktionskosten für solche Ausflüge, die der Spieler nur durch Zufall entdecken kann, viel zu hoch seien. Er kreidet allgemein den zunehmenden Verlust über die Kontrolle der Geschichte als Autor an, weswegen es schwer sei, sich bei großen Triple-A-Produktionen selbst zu verwirklichen. Als positives Beispiel nannte er übrigens The Witcher 2.
Auch auf das kontroverse Ende von Mass Effect 3 (an diesem Titel war er nicht beteiligt) geht Karpyshyn kurz ein. Er schätzt, dass die Entwickler nicht mehr genug Zeit hatten, um das Sci-Fi-Rollenspiel in adäquater Qualität fertigzustellen: „Du brauchst viel Zeit und ich bin ehrlich, ich weiß nicht, ob ihnen die Zeit gegeben wurde, die sie brauchten, um alles zusammenzubekommen. Als jemand, der nicht Teil des Projekts war und nicht gesehen hat, was vor sich ging, denke ich, dass es viele wirklich gute Dinge in Mass Effect 3 als Spiel an sich gab, es ist ein wirklich großartiges Spiel. Aber das Letzte, was du siehst, ist das Ende und es hat nicht für viele Leute funktioniert, und ich verstehe warum.“