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Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf: Studie zu Spielverhalten

„Das Spielen von Gewaltspielen beeinflusst das Aggressionsverhalten nicht langfristig“

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Wissenschaftler des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) haben in einer mehrmonatigen Vergleichsstudie untersucht, ob das Spielen „von Gewaltspielen“ aggressiv macht oder nicht. Das Ergebnis lautet: Das Spielen von Gewaltspielen am Computer hat das Aggressionsverhalten der Spieler nicht nachhaltig oder langfristig beeinflusst. Verglichen wurden drei Gruppen, und zwar Spieler von GTA, Spieler von Die Sims und Personen, die keine Videospiele konsumiert haben. Die Studie haben die UKE-Wissenschaftler im Fachmagazin Molecular Psychiatry veröffentlicht.

An der Studie haben 90 Erwachsene teilgenommen, die in ihrem Alltag nicht regelmäßig Videospiele gespielt haben. Sie wurden für die Studie in drei Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe spielte in einem Zeitraum von zwei Monaten das „gewaltverherrlichende“ Spiel Grand Theft Auto, in dem die Spieler für ihr aggressives Verhalten belohnt werden. Die Teilnehmenden der anderen Gruppe spielten im gleichen Zeitraum das Videospiel Die Sims. Eine dritte Gruppe spielte keine Videospiele. Genauere Angaben (Alter, genaue Bezeichnungen der Spiele, Videospiel-Erfahrung der Studienteilnehmer) wurden in der Pressemitteilung nicht gemacht.

„Vor und nach diesen zwei Monaten, in denen die Probanden im Durchschnitt 33 Stunden gespielt haben, untersuchten die Wissenschaftler anhand verschiedener Tests das Verhalten der Studienteilnehmenden. Unter anderem wurden mit Fragebögen, aber auch mit impliziten Verhaltenstests die Aggression sowie die unterschwellige Aggression der Teilnehmenden getestet. Darüber hinaus wurde auch das Sozialverhalten, vor allem die Fähigkeit zur Empathie, untersucht. Die Tests wurden zwei Monate nach dem letzten Videospiel wiederholt. Dabei wurden keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der Spieler festgestellt – weder beim Vergleich der Testergebnisse vor dem Spiel und einen Tag nach dem letzten Spiel noch beim Vergleich des Verhaltens vor Beginn des ersten Spiels und zwei Monate nach dem letzten Spiel.“

„Der in der Öffentlichkeit oft angeführte negative Einfluss von Gewalt-Videospielen auf das Verhalten der Spielerinnen und Spieler lässt sich wissenschaftlich nicht nachweisen. In unserer Studie konnten wir keine signifikanten oder relevanten Verhaltensänderungen der erwachsenen Probanden feststellen. Nun ist noch zu erforschen, ob sich auch das Verhalten von Kindern und Jugendlichen nicht durch das Spielen von Gewaltspielen nachhaltig verändert“, sagt Studienleiterin Prof. Dr. Simone Kühn aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE.

„Die in den Debatten über Gewaltspiele bisher genutzten Argumente stützten sich im Wesentlichen auf Studien, in denen die Teilnehmenden nur zwischen Minuten und Stunden ein Gewaltspiel gespielt haben. Außerdem wurde das Verhalten der Spieler in den bisherigen Studien lediglich unmittelbar nach dem Spielen untersucht, wenn die Spieler noch im ‚Shoot-em’up-Modus‘ waren. Dieses Phänomen ist in der Psychologie schon lange unter dem Begriff ‚priming‘ oder Bahnung bekannt. Die UKE-Wissenschaftler haben nun untersucht, wie und ob sich das Aggressionsverhalten langfristig ändert, wenn die Spieler über einen längeren Zeitraum ein Gewaltspiel spielen“, heißt es weiter.

Quelle: Kühn, S., Kugler, D.T., Schmalen, K., Weichenberger, M., Witt, C., Gallinat, J.: Does playing violent video games cause aggression? A longitudinal intervention study. Molecular Psychiatry; Doi: 10.1038/s41380-018-0031-7