Was lange währt…
Satte acht Jahre hat der Künstler und Spielemacher William Chyr an Manifold Garden gearbeitet, wobei schon sein erstes Konzept praktisch alles enthielt, was die edlen Rätsel heute ausmacht – wobei der Titel vor zwei Jahren schon auf PC und im vergangenen Jahr auch auf PlayStation 4, Switch, Xbox One und Series erschien. Nach wie vor gilt dabei, dass das verquere Knobeln auf allen Systemen seine ganze Stärke entfaltet. Und dazu zählt natürlich auch die aktuelle und für Besitzer der PS4-Version übrigens kostenlose PS5-Umsetzung. Schade nur, dass man einen bestehenden Spielstand nicht auf der neuen Konsole fortführen kann, sondern von vorn beginnen muss.
Das Besondere des Spiels fängt beim Umkehren der Schwerkraft jedenfalls erst an. Wobei: Genau genommen kehrt man sie nie um, sondern kippt sie immer nur um neunzig Grad, indem man eine Fläche aktiviert, die senkrecht zum aktuellen Boden steht. Will man an der Decke laufen, müsste man also erst eine Wand anklicken, dann zu jener Fläche laufen, die sich gerade noch ganz oben befand, und diese ebenfalls anklicken. Wofür man das braucht? Im einfachsten Fall um eine Tür zu erreichen, die sich eben dort befindet. Meist legt man aber Würfel auf Schalter, die sich nicht immer auf dem Boden befinden, sondern vielleicht an einer Wand – die Frage ist dann, wie man den Würfel dazu bekommt nicht herunterzufallen. Oder man lenkt kleine Rinnsale um, um mit ihrem Wasser kleine Mühlräder in Bewegung setzen und mehr. Weil schon das Entdecken der Aufgaben und Möglichkeiten hier einen großen Teil des Reizes ausmacht, will ich nur wenig davon vorwegnehmen.
Grenzenlos
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Das ist nämlich der zweite Grund, aus dem vieles an Eschers unmögliche Perspektiven erinnert: Es gibt keinen Himmel, keinen Erdboden, keine Berge oder sonstige Levelgrenzen. Stattdessen wiederholen sich alle Bauten unendlich oft in jeder Richtung. Was das bedeutet? Dass ihr euch von einer Plattform stürzen könnt und schon nach wenigen Sekunden wieder bei dieser Plattform ankommt. Lasst ihr die Hände vom Analogstick, fallt ihr also ewig in die Tiefe – so lange, bis ihr über die Plattform oder auf ein anderes Gebäude zu schwebt. Ich finde das famos! Schon rein technisch ist dieser nahtlose Übergang von einem Raum in seine jederzeit sichtbaren Ebenbilder ähnlich beeindruckend wie das Durchschreiten gewisser Portale, zumal die PS5-Fassung von 60 Bildern pro Sekunde ebenso profitiert wie von der höheren 4K-Auflösung. Verschiedene Ereignisse werden zudem über den DualSense-Controller vermittelt.
Kunstvoll ineinander gesteckt
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Zusätzlich wiederholt Chyr seine Räume aber nicht nur, er verschachtelt sie auch ineinander und erinnert spätestens damit an die Testkammern von GLaDOS. Anstatt durch ovale Portale führt der Weg dabei durch große Tore: Die stehen oft mitten in einem normalen Raum, während man in ihren Durchgängen schon einen ganz anderen Ort erkennt. Über mehrere Tore und Glasfenster entstehen dadurch ebenso absurde wie faszinierende Ansichten, in die man sich erst einmal hineindenken muss, um eins der Rinnsale z.B. durch die verschiedenen Dimensionen zu leiten.
Ständig neu
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Manchmal rennt man etwas lange auf den Gebilden umher und dreht sie immer wieder, um Zusammenhänge zu erkennen, darf aber keine Markierungen setzen – das kann beim Betreten neuer Gebiete schon mal ermüdend sein. Ich will die Umgebung eben erst verstehen, anstatt auf gut Glück sofort die ersten dort liegenden Würfel zu verschieben. Schön wäre nach wie vor auch eine frei einstellbare Steuerung, bei der die häufig gebrauchte Taste zum Benutzen und Aufheben auf einer der oberen Schultertasten liegen könnte. Das hatte mir schon in den anderen Versionen gefehlt. Doch das sind leicht verschmerzbare Kleinigkeiten. Ein Genuss ist dafür der Klang einschließlich eines reduzierten Soundtracks von Laryssa Okada, die den vielsagenden Minimalismus treffend widerspiegelt.
Das Spiel ist zuviel für meinen Magen!
Na dann warten wir bis im November
"Ämm Sie Escher"

Yeah, drop the beat, Maurits!
Hab mir aus Langeweile, und weil ich Schmädigs Stil mag, den Test durchgelesen und anschließend, weil 10 Sekunden Gameplayvideo mehr sagen als tausend Worte, den Videotest geguckt.
Fazit: Sieht interessant aus, und wie ich immer bei solchen Ein-Mann-Projekten fasziniert mich die Disziplin, mit der das Spiel anscheinend geschaffen wurde, und der Hirnschmalz, der im Rätseldesign steckt. Das ist ja ein Genre, wo man nur bedingt bei der Konkurrenz abgucken kann.
Und wie immer wird es mich vermutlich zu Tode langweilen, würde ich es selber spielen.
Aber schön, dass es solche Games gibt.
Steht nicht ohne Grund ganz oben auf meiner Wishlist
Bin jetzt noch mehr bestärkt.